Partnerschaft sollte Unabhängigkeit fördern

Kirchenpartnerschaften sind auch heute noch oft von asymmetrischen Beziehungen und Verharren in stereotypen Rollen geprägt. Dyah Ayu Krismawati plädiert für eine Wandlung in der Partnerschaftsarbeit und erklärt welche kritischen Veränderungen der Denkweisen auf beiden Seiten der Partnerschaft, aus ihrer Sicht, dafür nötig sind.

Unser Vater in Europa…“, sagte ein Freund spontan, als wir über die Finanzierung einer Veranstaltung diskutierten. Er zitierte den ersten Satz des „Vaterunser“-Gebetes scherzhaft, um einen anderen Freund zu kommentieren, der argumentierte, dass die einzige Möglichkeit zur Finanzierung der Veranstaltung Spenden aus Deutschland oder den Niederlanden seien.

Nur mit einem selbstkritischen Blick auf die eigene Arbeit können kirchliche Partnerschaften zu gleichberechtigten Partnerschaften werden. © Foto: Manny Becerra/unsplash | Nur mit einem selbstkritischen Blick auf die eigene Arbeit können kirchliche Partnerschaften zu gleichberechtigten Partnerschaften werden.

Das geschah vor 15 Jahren, als ich eine junge Pastorin in der Christlichen Kirche in Ostjava (GKJW) war. Ich erinnere mich noch daran, weil es danach eine recht intensive Diskussion darüber gab, wie wir uns als unabhängige Kirche verstehen und wie wir unsere europäischen Geschwister sehen sollten. Nämlich die, mit denen wir seit der Missionszeit eine lange Beziehung haben.

Die Diskussion wurde noch stärker, als wir auch ein Buch von Prof. Hendrik Kraemer mit dem Titel „From Missionfield to Independent Church“ diskutierten. Vor allem über das Für und Wider der Meinungen unserer Kirchenältesten in der Vergangenheit, als die Idee der Unabhängigkeit aufkam. Wir erörterten weiter, wie wir uns selbst darauf vorbereiten sollten, unabhängiger zu werden und nicht immer auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein – im Einklang mit dem großen Thema unserer Kirche seit 1996, das da lautet: „Unabhängig und zum Segen werden“.

Zuvor hatte die Kirche die Erfahrung gemacht, von der Hilfe europäischer Missionsgesellschaften in verschiedenen Angelegenheiten abhängig zu sein. Das Thema der Unabhängigkeit entstand daher, weil es sich von Erfahrungen der Vergangenheit und der Kritik daran abhob. Mit dem Thema der Unabhängigkeit ging das Bemühen um die Verwirklichung der Zukunftsvision einher. Nämlich eine unabhängige Kirche zu werden in Bezug auf Finanzen, Ressourcen und Theologie. Denn wenn eine Kirche unabhängig ist, wird sie sich den anderen gleichgestellt fühlen, so dass sie zu einem umfassenderen Leben der Ökumene beitragen kann. Ich finde es interessant, dass dieses Thema auch heute noch aktuell ist. Vor allem, wenn ich mir die Partnerschaft zwischen Nord und Süd ansehe.

Finanzen als Herausforderung

In der Nord-Süd-Partnerschaft gibt es viele Herausforderungen. Diese Herausforderungen werden durch den unausgewogenen Zustand der Welt in verschiedenen Bereichen noch verschärft. Das Ungleichgewicht zwischen dem Norden und dem Süden hat Auswirkungen auf die partnerschaftlichen Beziehungen, die auch zwischen den Kirchen im Norden und im Süden aufgebaut werden. Ich möchte nur ein Beispiel unter den vielen Herausforderungen der Nord-Süd-Partnerschaft nennen und zwar finanzielle Angelegenheiten.

Wenn man über Partnerschaften spricht, geht es erfahrungsgemäß meistens um Finanzen. Auch wenn Kirchenpartner untereinander sprechen geht es oft darum. Und häufig wird es dann richtig kompliziert und kommt sogar zu Konflikten. Nicht selten ist dann der finanzielle Streitpunkt die Ursache für die Auflösung einer Partnerschaft, auch wenn diese Beziehung bereits seit vielen Jahren besteht.

Wie in einer Ehe ist es verständlich, dass eine Beziehung schwierig wird, wenn man einer Partei nicht mehr trauen kann. Das Gleiche gilt für Kirchenpartnerschaften. Hier wie dort ist es bedauerlich, wenn eine Partnerschaft wegen des Geldes beschädigt wird. Als ob Geld der einzige entscheidende Faktor für eine Partnerschaft wäre. Wenn Geld der bestimmende Faktor ist, dann stimmt etwas mit der Partnerschaft nicht.

Deshalb halte ich es für sehr wichtig, von Anfang an eine Partnerschaft aufzubauen, die nicht auf finanziellem Bedarf basiert, sondern auf dem ökumenischen Bewusstsein, das wir zu dem einen Leib Christi gehören. Was das genau sein kann, gilt es im gleichwertigen Miteinander herauszufinden. Obwohl Geld in einer partnerschaftlichen Beziehung sicherlich gebraucht wird. Ich sage das deshalb, weil es immer noch Geschwister im Süden gibt, die das Gefühl haben, dass ihre Kirche in jeder Hinsicht arm ist. Deshalb wollen sie Partnerschaften mit den Geschwistern im Norden aufbauen.

Selbstkritik ist notwendig

Der Grund für diese Art von Partnerschaft ist sicherlich kein guter. Solch ein Gefühl der Kleinheit und Schwäche ermutigt eine Partei in der Partnerschaft, immer die Empfangende und diejenige zu sein, die um Hilfe bittet. Die Empfangenden vergessen, ihre eigenen Fähigkeiten zu betrachten, und hören auf, zu erkunden, was sie zum gemeinsamen Wohl der Partnerschaft beitragen können. Die Ansicht, dass die Geschwister im Norden reicher, klüger und besser sind, hat die Mentalität und Einstellung der Menschen im Süden beeinflusst. Ein solches Verständnis führt zu Minderwertigkeitsgefühlen. Die Menschen im Süden haben das Gefühl, dass es ihre Geschwister im Norden sind, die ihre Probleme lösen können, so dass sie aufhören, ihr Potenzial optimal auszuschöpfen, um ihre Probleme selbst lösen zu können. Sie vergessen das enorme Potenzial, das in ihnen selbst und ihren Gemeinschaften steckt.

Andererseits sind sich die Partner im Norden auch bewusst, dass die Situation im Norden stabiler und wirtschaftlich etablierter ist, und sie fühlen sich daher im Allgemeinen leistungsfähiger. Weil sie sich fähiger fühlen, gehen die Partnerschaftsgruppen im Norden eine Partnerschaft mit dem Süden ein, nicht unbedingt, weil sie sich in jeder Hinsicht „besser“ fühlen als die Geschwister aus dem Süden. Dennoch kann dies in gewissem Maße zu einem Gefühl der Überlegenheit führen. Sie fühlen sich mächtig, weil sie über die nötigen Mittel verfügen.

Helfen zu wollen, ist eine gute und edle Sache, aber wenn wir nicht vorsichtig und kritisch mit dieser Haltung umgehen, kann sie zu paternalistischer Haltung und Überlegenheit führen und im Gegenzug das Gefühl hervorbringen, selbst keine Hilfe zu brauchen und sich zu schämen, wenn einem geholfen wird. Diese Haltung, immer die gebende Partei sein zu wollen, kann die finanzielle Abhängigkeit der anderen Partei aufrechterhalten. Eine solche Abhängigkeit einer Partnerpartei von der anderen ist nicht gesund. Partnerschaften sollten danach streben, einander zu geben und zu empfangen, und nicht danach, ihre Partner noch abhängiger zu machen, so dass sie nicht mehr versuchen, unabhängig zu sein. In einer Partnerschaft ist eine Unterstützung, die die andere Partei abhängig macht, meiner Meinung nach eine falsche Unterstützung. Daher ist es notwendig, dass Partnerschaftsgruppen Selbstkritik üben, damit ein Wandel hin zu einer gleichberechtigten Partnerschaft stattfindet.

Dyah Ayu Krismawati


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