Die sozialen Medien: Segen oder Fluch

Auch vor Kirchen macht die Digitalisierung nicht Halt und kein Weg führt an den sozialen Medien vorbei. Elizabeth Kargbo stellt die Vorteile dieser Entwicklung dar und stellt ihnen die Risiken und Gefahren gegenüber. Und sie berichtet von ihren Erfahrungen aus dem Kirchenrat in Sierra Leone.

Wenn Menschen Ideen, Informationen, Ansichten, Fakten und Gefühle miteinander austauschen, dann findet Kommunikation statt. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis zu erlangen. Kommunikation kann dabei einerseits verbal, also mündlich, oder schriftlich stattfinden, aber auch non-verbal, zum Beispiel durch Zeichen.

Kommunikation ist auch ein Schlüssel zu gelingendem Management. Sie ist die Grundlage für die Koordination und das Treffen von Entscheidungen. Sie erhöht die Effizienz der Verwaltung, der Kooperation und der Geschwindigkeit der Organisation. Und gute Kommunikation motiviert Mitarbeitende.

Die sozialen Medien sind einer der vielfältigen Wege der Kommunikation. Und sie haben große Bedeutung erlangt. Viele Organisationen, wie auch meine Organisation, der Kirchenrat in Sierra Leone, haben von den sozialen Medien profitiert. Zum Beispiel hat der Kirchenrat in Sierra Leone die Kommunikation mit den Mitgliedern durch die sozialen Medien stark verbessert, wie durch das Einberufen von online stattfindenden Sitzungen.

Die Nutzung der Sozialen Medien hat großes Potential, aber auch Risiken sind damit verbunden. © Foto: Froundry/pixabay | Die Nutzung der Sozialen Medien hat großes Potential, aber auch Risiken sind damit verbunden.

Interaktivität, Vernetzung und Inhalte, die direkt von den Nutzer*innen kommen, definieren die sozialen Medien maßgeblich. Ihre Nutzung wurde im Alltagsgeschäft großer und kleiner Organisationen unersetzlich. Die sozialen Medien werden hierbei typischerweise einerseits für soziale Interaktionen genutzt und andererseits dafür, Zugang zu Nachrichten und Informationen zu erlangen. Aber auch im Blick auf eine Entscheidungsfindung können die sozialen Medien unterstützen. Die hier stattfindende Kommunikation ist sowohl lokal als auch global und hat gleichzeitig das Teilen, das Erschaffen und die Verbreitung von Informationen zum Ziel.

Der Kirchenrat in Sierra Leone nutzt soziale Medien, um nützliche Informationen unter den Mitgliedern zu verbreiten und diese Informationen gleichzeitig der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Beispielsweise hat der Kirchenrat einen Informationsbesuch in Gemeinden organisiert, die von der Verschmutzung des angrenzenden Hauptflusses betroffen waren. Die Ergebnisse und die Auswirkungen dieser Aktion wurden anschließend über die sozialen Medien verbreitet.

Vernetzung lokal und weltweit möglich

Facebook, Twitter, Tumblr, Blogger, LinkedIn und Google+ sind der Mehrheit der Gesellschaft in Sierra Leone ein Begriff: ob diese sie aktiv nutzen oder nicht. Beinahe jede Person zwischen 13 und 64 Jahren, die ein Smartphone nutzt, hat einen Facebook-Account. Diese sozialen Netzwerke können genutzt werden, um Menschen weltweit zu verbinden. Das bedeutet, dass Besprechungen und geschäftliche Treffen online beispelsweise über Google-Hangouts stattfinden können, aber auch, dass alte Freund*innen sich so wiedersehen können. Für Geschäftliches, Schulen und viele andere Gruppen sind die Möglichkeiten der Kommunikation im digitalen Raum unerschöpflich.

Die sozialen Netzwerke wuchsen immer weiter und werden schon lange nicht mehr nur privat genutzt. Firmen nutzen die sozialen Netzwerke beispielsweise, um mehr über potentielle Mitarbeitende zu erfahren, und veranstalten Vorstellungsgespräche über Facebook oder andere soziale Netzwerke. Gruppen können virtuelle Treffen veranstalten und so auch gemeinsam brainstormen, wenn physische Treffen nicht möglich sind. Das reduziert wiederum den Termindruck für Schulprojekte und Vorstandstreffen gleichermaßen. Es ist unumstritten, dass wir als Gesellschaft von den sozialen Netzwerken mehr und mehr abhängig sind. Und für die Verbindung zu anderen Menschen und die primäre Kommunikation auf sie angewiesen sind.

Besonders in der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, welcher Segen soziale Medien sein können. So konnten die Mitgliedskirchen in Sierra Leone, wie auch in anderen Weltregionen, Gottesdienste online über Zoom veranstalten. Dies war besonders in den Zeiten eine Erleichterung, als Kirchen geschlossen bleiben mussten.

Viele Möglichkeiten…

Zusätzlich führt im Bereich Marketing kein Weg mehr an den sozialen Medien vorbei. Digitales- und Internetmarketing sind auf dem Vormarsch und diejenigen Organisationen ohne Präsenz in den sozialen Medien werden langsam aussterben. Unternehmer*innen und Inhaber*innen kleiner Firmen verlassen sich mehr und mehr auf die sozialen Medien, um ihren Organisationen zu Bekanntheit zu verhelfen.

Online-Marketing ist fast schon als Synonym zu Social-Media-Marketing zu verstehen, da hier meist die größtmögliche Menge an potenziellen Kund*innen erreicht wird und so der Effekt der Werbemaßnahme am größten ist. Die Zukunft des Marketings wird also aller Voraussicht nach in den sozialen Medien liegen. Auch der Kirchenrat in Sierra Leone beginnt, diese Möglichkeiten zu nutzen. Für das Verkündigen des Evangeliums ergeben sich hier interessante neue Möglichkeiten.

… aber auch Schattenseiten

Trotz der Tatsache, dass die sozialen Medien ein großes Potential für die Informationsbereitstellung und -beschaffung bieten, wurden sie auch schon oft missbraucht. So könnte man fast sagen, dass von dieser technischen Möglichkeit mehr Schaden als Nutzen ausgeht. Die sozialen Medien können verwendet werden, um zu diffamieren oder um falsche Informationen über Organisationen, Politiker*innen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu verbreiten. Manche Menschen drücken ihre Wut aus, indem sie online schlecht über andere Menschen sprechen. Dies kann so weit gehen, dass gefälschte E-Mail-Accounts dieser Person erstellt werden, um dann Falschnachrichten über sie zu verbreiten.

Cybermobbing ist eine weitere Form des Missbrauches der sozialen Medien. Dabei wird elektronische Technologie genutzt, um eine Person zu schikanieren. Dies passiert zum Beispiel durch speziell dafür eingerichtete Accounts, die nur zum Ziel haben, schlecht über andere Menschen zu sprechen. Über diese Accounts werden Belästigungen und abfällige Äußerungen in privaten Nachrichten versendet oder in öffentlichen Kommentaren gepostet. Zum Glück ist dies noch keinem Mitglied des Kirchenrates passiert. Dennoch dürfen wir Cybermobbing nicht aus dem Blick verlieren und müssen vorbereitet sein, dass das auch Realität für die Kirchen werden kann.

Soziale Medien können auch die Privatsphäre von Personen des öffentlichen Lebens untergraben. So können Führungskräfte zum Beispiel im Affekt von Angestellten angegriffen werden, die unangebrachte Kommentare hinterlassen oder unangemessene Beiträge posten. Neben der betroffenen Person kann so auch der Ruf einer Organisation Schaden nehmen.

Auch um andere Menschen zu betrügen, werden die sozialen Medien verwendet. Der Betrug kann verschieden aussehen: So kann zum Beispiel ein Produkt zum Verkauf angeboten werden, das nicht existiert. Oder aber die Verkäufer*innen existieren nicht: Menschen kauften auf diese Weise schon Smartphones bei Firmen, die es gar nicht gab, wie sich im Nachhinein herausstellte.

Auf den richtigen Einsatz kommt es an

Die sozialen Medien sind heute einer der schnellsten und vertrautesten Kommunikationswege. Sie sind hilfreich bei der zwischenmenschlichen wie auch organisationsbezogenen Kommunikation, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene. Durch die sozialen Medien wurde die Welt zu einem globalen Dorf.

Dennoch sind viele Menschen wegen des Missbrauches der sozialen Medien überzeugt, dass diese eher ein Fluch als ein Segen sind. Denn die sozialen Medien werden auch genutzt, um schlecht über andere zu sprechen, zu betrügen oder die Privatsphäre von Menschen zu untergraben.

Dies ist Anlass zur Sorge. Menschen, die die sozialen Medien nutzen, tun dies ja eigentlich, um gesunde Beziehungen wie auch starke Firmen und aktive Organisationen aufzubauen. Darum sollten Menschen, die die sozialen Medien nutzen, einander nicht betrügen oder schlecht übereinander sprechen. Nur so kann Raum für gelingende Kommunikation geschaffen werden. Der Kirchenrat in Sierra Leone (und vermutlich auch anderswo) muss sein Bewusstsein dafür schärfen, alles zu tun, damit die sozialen Medien Segen und nicht Fluch sind.

Elizabeth Kargbo


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