Christi Himmelfahrt in Simbabwe
In Simbabwe sind etwa 90 Prozent der Bevölkerung Christ*innen. Dennoch wird Christi Himmelfahrt kaum gefeiert. Warum das so ist, erklärt die Theologin Tsitsi Mtata im Interview.
© Foto: Marcos Paulo Prado/unsplash | Die Apostelgeschichte 1,1-11 berichtet, dass Jesus bei seiner Himmelfahrt durch eine Wolke den Blicken seiner Begleitenden entzogen wurde.
Simbabwe ist ein weitgehend christlich geprägtes Land. Etwa 90 Prozent der Menschen sind Christ*innen. Welche Rolle spielen christliche Feiertage in der allgemeinen, öffentlichen Wahrnehmung in Simbabwe?
Christliche Feiertage werden in Simbabwe von vielen Menschen gefeiert, die sich als Christ*innen bezeichnen. Die Feierlichkeiten sind nicht auf Kirchenbesucher*innen beschränkt, da es sich um einen öffentlichen Feiertag handelt, der von allen genossen werden kann. Allerdings feiern die Menschen die christlichen Feiertage auf unterschiedliche Weise, je nachdem, was sie für sie bedeuten. Für manche sind die christlichen Feiertage eine Gelegenheit, sich an die besondere christliche Geschichte zu erinnern oder sie noch einmal zu lesen und darüber nachzudenken, was mit dem christlichen Feiertag verbunden ist. Im Mittelpunkt steht dabei, dass Gott etwas für die Menschheit getan hat und deshalb verehrt werden muss. Je nach christlicher Konfession können kirchentreue simbabwische Christ*innen Gottesdienste zum Gedenken an einen bestimmten christlichen Feiertag abhalten. In Simbabwe gibt es zwei christliche Feiertage: Weihnachten und Ostern. Am Weihnachtstag feiern Christ*innen Gottesdienste, um der Geburt Jesu zu gedenken. Es gibt zwar keine großen Feiern in der Kirche, aber größere Feiern finden außerhalb der Kirche mit Familie und Freunden statt. Weihnachten wird im Allgemeinen als ein Tag wahrgenommen, an dem man sich mit der Familie trifft, fröhlich ist, besondere Speisen isst und sich schick macht.
Das Osterfest hingegen wird auf heiligere Weise gefeiert als Weihnachten. An vier Tagen, von Gründonnerstag bis Ostermontag, können Christ*innen zusammenkommen, um des Todes und der Auferstehung Christi zu gedenken. In diesem Zusammenhang ist auch noch interessant, dass die Christ*innen der Siebenten-Tags-Adventist*innen christliche Feiertage weder anerkennen noch feiern.
© Foto: privat | Tsitsi Mtata
Für manche ist ein christlicher Feiertag eine freie Zeit, die sie mit irgendwelchen Aktivitäten ausfüllen können. Er hat für sie vielleicht keine religiöse Bedeutung. Für andere ist es eine gute Zeit, um sich mit Familie und Freunden zu treffen. Viele fahren in die ländlichen Dörfer, um Verwandte zu besuchen. Weitere machen in der letzten Zeit Urlaub auf dem Land. Formelle Arbeitsplätze sind in dieser Zeit geschlossen. Die informelle Beschäftigung kann jedoch wie an jedem anderen Tag fortgesetzt werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass zwischen 1980 und 2000 die Geschäfte an den christlichen Feiertagen normalerweise vollständig geschlossen waren. Es gab zwar einige verstreute Verkäufer*innen, aber im Allgemeinen waren die Geschäftszentren menschenleer. Ab dem Jahr 2000 gingen die Supermärkte dazu über, an Feiertagen nicht mehr zu schließen, sondern ganztägig zu arbeiten. Ob an Sonntagen, Weihnachten oder Ostern, die Geschäfte sind wie gewohnt geöffnet. Auch die Beschäftigten im informellen Sektor arbeiten wie an einem normalen Tag. Manche gehen erst zum Gottesdienst und dann ihren Geschäften nach. In den letzten Jahren ist der Respekt und die Ehrfurcht vor den christlichen Feiertagen nicht mehr sehr groß. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage vieler Menschen und Unternehmen hat dazu geführt, dass die christlichen Feiertage anders gesehen und gefeiert werden.
Im Jahr 2019 haben einige Kirchen die Regierung gebeten, einen Gebetstag als christlichen Feiertag einzuführen, der dem Gebet für die Nation Simbabwe gewidmet ist.
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass die christlichen Feiertage, wie sie heute in Simbabwe gelten, von der Kolonialverwaltung, der British South Africa Company, ab 1880 nach britischem Brauch eingeführt wurden. Auch in Großbritannien gilt Christi Himmelfahrt nicht als gesetzlicher Feiertag.
Christi Himmelfahrt ist zwar kein gesetzlicher Feiertag in Simbabwe. Wird er dennoch auf irgendeine Weise öffentlich gefeiert oder wird offensichtlich?
Es gibt keine sichtbaren Hinweise darauf, dass Christi Himmelfahrt auf öffentlichen Plätzen oder in Kirchengebäuden gefeiert wird. Der Palmsonntag wird intensiver gefeiert, auch wenn er nicht als Feiertag festgelegt ist. Die meisten Gemeinden gehen auf die Straße und winken mit Palmzweigen. Auch die Kirchengebäude werden zum Zeichen des Festes geschmückt. Aber an Christi Himmelfahrt oder dem Sonntag nach Christi Himmelfahrt gibt es keine besonderen Feierlichkeiten.
Wie wird Christi Himmelfahrt in den christlichen Gemeinden oder von den Christ*innen selbst gefeiert? Gibt es besondere Gottesdienste, Rituale oder ähnliches?
Christi Himmelfahrt wird in den meisten Kirchen in Simbabwe nicht als besonderer Gottesdienst gefeiert und auch nicht von Einzelpersonen begangen. Einige Kirchen gedenken der Himmelfahrt Jesu allenfalls mit einem Gottesdienst am Himmelfahrtstag selbst. Dies gilt insbesondere für die römisch-katholische Kirche. Ansonsten wird meist nur der Text verlesen, wie es bei einem normalen Sonntagsgottesdienst der Fall ist.
Aus evangelisch-lutherischer Sicht gesprochen ist die offizielle Position der Kirche in Simbabwe, dass am Himmelfahrtstag ein Gottesdienst abgehalten wird. Der Almanach (täglicher Bibelleseplan für das Jahr) bietet eine komplette Bibellesestruktur für einen vollständigen Gottesdienst, der eine Epistel, eine Lesung aus dem Alten und eine aus dem Neuen Testament umfasst. In der Praxis jedoch finden an Christi Himmelfahrt keine Gottesdienste statt.
Das Interview führte Tanja Stünckel.
Zur Person
Tsitsi Mtata ist eine nicht ordinierte evangelisch-lutherische Theologin aus Simbabwe. Sie engagiert sich leidenschaftlich für die Diakonie und die Sozialarbeit und interessiert sich auch für die Rolle der Frauen im Dienst der Kirche. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.
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