Early South-South Links in the History of World Christianity
Wer hat eigentlich wen missioniert? Das Buch „Early South-South Links in the History of World Christianity“ hinterfragt die ausschließlich eurozentristische Sichtweise. Statt der bekannten Nord-Süd-Perspektive beleuchtet es die oft vergessenen kirchlichen Verbindungen zwischen Ländern des Globalen Südens – von Äthiopien bis Japan, vom Kongo bis Südamerika. Die Beiträge eröffnen eine neue, faszinierende Sicht auf Eigenständigkeit, frühe Netzwerke und die Stärke einer Kirche jenseits kolonialer Narrative. Matt Barlow hat es für uns gelesen. Es ist nur in englischer Sprache erhältlich.
© Foto: Harrassowitz/Fallon Michael/unsplash | Early South-South Links in the History of World Christianity (16th – Early 19th Century), Klaus Koschorke (Hrg.) u. a., Harrassowitz Verlag, ISBN: 978-3-447-12224-5
Die Erforschung der Nord-Süd-Verbindungen zwischen Kirchen und Ländern ist sowohl in der Zeit des Kolonialismus als auch bis heute ein gut entwickeltes Gebiet. Weniger bekannt sind die Süd-Süd-Verbindungen. Doch als ich das Buch „Early South-South Links in the History of World Christianity“ in die Hand nahm, fragte ich mich: Warum ist das so? Die Antwort liegt natürlich auf der Hand: Die Geschichte und Forschung wurde bisher von europäischen und nordamerikanischen Stimmen dominiert, mit all der damit verbundenen „Zentrierung“ solcher Perspektiven. In diesem Sinne ist dieses Buch eine weitere dieser überraschenden Erfahrungen, die die Perspektive allein durch das Thema der Diskussion verändern können. Schließlich hat das Christentum in vielen Ländern des „Südens“ eine noch längere Geschichte als in den Ländern des „Nordens“. Indien und Äthiopien sind nur zwei prominente Beispiele.
Dieses Buch ist ein wichtiger Baustein, um die Perspektive auf die Missionsgeschichte und die kirchlichen Partnerschaften zwischen Kirchen im Globalen Süden zu ändern. Neben Texten, die sich mit Partnerschaften zwischen den bereits erwähnten Ländern Indien und Äthiopien und anderen Ländern des Globalen Südens befassen, gibt es Texte, die sich mit frühen kirchlichen Verbindungen zwischen Japan und Südamerika, zwischen versklavten Menschen, die den Atlantik überquerten, und zwischen befreiten Sklav*innen, die nach Afrika zurückkehrten, beschäftigen.
Bedrohte Kirchengeschichte
Besonders spannend ist die Erörterung der frühen katholischen Kirche im Königreich Kongo und der Tatsache, dass die Kirche weniger auf die Missionierung der Afrikaner*innen durch die Europäer*innen als vielmehr auf die Missionierung durch die Kongoles*innen selbst zurückzuführen ist. Solche Untersuchungen lassen eine Kirche erkennen, die sogar vielen europäischen Kirchenkonfessionen vorausging. Eine Eigenständigkeit, die einen eigenen kirchlichen Charakter hatte, aber durch die Kirchenpolitik und spätere koloniale Gewalt ständig bedroht war.
Durch solche Texte und historische Untersuchungen können die Kirchen im Globalen Süden etwas von ihrer Autonomie zurückgewinnen, die in der vorherrschenden historischen Erzählung von der „Missionierung des Südens durch den Norden“ vergessen worden ist. Diese Texte sind hoffentlich erst der Anfang einer viel reichhaltigeren und vielfältigeren Geschichte im Bereich der Missionswissenschaft.
Matt Barlow
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