Queergestreift

Was versteckt sich hinter dem Wort „queer“? Und wofür stehen die Buchstaben LGBTIQA+? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich „Queergestreift: alles über LGBTIQA+“. Christiane Ehrengruber hat es für uns gelesen.

Queergestreift, Hanser Literaturverlage, Kathrin Köller, Irmela Schautz, ISBN 978-3-446-27258-3 © Foto: Hanser Literaturverlage/Fallon Michael/unsplash | Queergestreift, Hanser Literaturverlage, Kathrin Köller, Irmela Schautz, ISBN 978-3-446-27258-3

Die Widmung sagt eigentlich schon alles: „Für alle Menschen, die täglich aufs Neue den Mut finden, sie selbst zu sein”. Viele Menschen sind auf der Suche nach ihrer Identität. Das ist ein Prozess, der für jüngere Menschen besonders wichtig ist. Doch auch erwachsene Personen tun sich damit nicht immer leicht. Dies ist umso schwieriger, wenn sich eine Person nicht mit dem Geschlecht auf der eigenen Geburtsurkunde identifizieren kann oder nicht in einer Hetero-Norm leben will. LGBTIQA+ ist das Akronym, das in diesem Zusammenhang meist genannt wird. Doch was heißt das eigentlich? Was verbirgt sich dahinter? Das Buch erklärt jeden Buchstaben mit seinen dahinter liegenden Konzepten ganz genau und führt auch Fragen, Vorurteile und Alltagsdiskriminierungserfahrungen aus, die für die unterschiedlichen Zusammenhänge typisch sind.

Für die gut verständlichen, kurzen Texte wurde das Buch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet. Vollkommen zu Recht, denn hier bleibt kaum eine Frage offen. In Form von informativen Texten, Anekdoten, Interviews und Kurzvorstellungen von Organisationen, die sich für Geschlechtervielfalt engagieren, widmen sich die Macherinnen vielfältigen Themen aus den Bereichen Liebe, Identität und Sex. Dabei richten sie sich zum einen an Betroffene, denen mit großer Offenheit begegnet wird, als auch an Allys (also Verbündete), die sich gern bilden möchten. So finden sich im Buch auch die Pride-Flaggenkunde oder Checklisten für Allys.

Neben den jugendlich-frischen Texten fallen auch die bunten, modernen Illustrationen auf, die die Lektüre auflockern und vorgestellte Konzepte gut darstellen. So wird zum Beispiel „in the closet“, also die Zeit der Unsicherheit und des Versteckens vor dem Coming Out, mithilfe eines großen Kleiderschrankes, der von innen mit dem Regenbogen bemalt ist, dargestellt.

Die Zielgruppe des Sachbuches sind zwar junge Menschen, doch auch für Erwachsene jeden Alters gibt es hier viele Erklärungen und Einblicke auf eine durchweg offene Art. Vorverurteilung und Reproduktion von Stereotypen findet man hier nicht, dafür aber viele Antworten auf Fragen, die sonst oft unbeantwortet bleiben oder tabuisiert sind. Auch Platz für eigene Gedanken und die eigene Auseinandersetzung mit der Thematik und vielleicht auch sich selbst gibt es bei „Queergestreift“ genügend.

Christiane Ehrengruber


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