Solidarität mit Zimbabwe
Was passiert mit Solidaritätsgruppen, wenn der Befreiungskampf vorbei ist – und die Befreiungsbewegungen selbst zu autoritären Regierungen werden? Dieses Buch geht der spannenden Geschichte des Zimbabwe Netzwerks in Deutschland nach: Von aufrüttelnden Kampagnen in Zeiten des Unabhängigkeitskampfes bis hin zur ernüchternden Auseinandersetzung mit der Machtübernahme ehemaliger Freiheitskämpfer*innen. Eine kritische Rückschau auf internationale Solidarität, politische Enttäuschung und unklare Zukunftsperspektiven. Matt Barlow hat das Buch für uns gelesen.
© Foto: Brandes & Apsel/Fallon Michael/unsplash | Solidarität mit Zimbabwe, Henning Melber (Hrsg.), Brandes & Apsel Verlag, ISBN: 978-3-95558-367-5
Während Simbabwes Unabhängigkeitskampf gegen die weiße Vorherrschaft bildeten sich internationale Solidaritätsgruppen, die den Kampf durch Kampagnen, Aufklärung und Bewusstseinsbildung unterstützten. Eine dieser Gruppen war das Zimbabwe Netzwerk mit Sitz in Deutschland. 2022 wurde das Zimbabwe Netzwerk 40 Jahre alt. Als eine zivilgesellschaftliche Initiative, motiviert von praktischer internationaler Solidarität, zieht das Netzwerk in diesem reich bebilderten Band selbstkritische Bilanz seiner Tätigkeit in und zu dem Land, das 1980 unabhängig wurde.
Nach dem Befreiungskampf musste das Netzwerk wie andere Solidaritätsgruppen seinen Zweck neu bestimmen. Sollten sie den Kampf in anderen Ländern unterstützen? Internationale Hilfe und Entwicklung? Viele waren sich unsicher, wie sie vorgehen sollten. Die Tatsache, dass sich Befreiungsbewegungen in enttäuschende Regierungsparteien verwandelten und oft einfach den autoritären Regierungsapparat ihrer Vorgängerstaaten übernahmen, wurde durch die Verbrechen, die die Regierungsparteien gegen ihre inneren Feinde begingen, noch verstärkt.
Unklare Zukunftsperspektiven
Die Mitglieder des Zimbabwe Netzwerks setzen sich in diesem Buch mit diesen Erfahrungen auseinander, als Teil ihrer Gesamtbewertung ihrer Arbeit während des Freiheitskampfes und ihrer Ziele danach. Wie es für internationale Solidaritätsgruppen weitergehen soll, bleibt eine Frage, für die es aus ihrem Erleben noch keine Lösung gibt.
Das Buch folgt einer grundlegenden Trennung zwischen dem Kampf für die Freiheit und der Machtübernahme. Durch diesen Aufbau setzt es viel Vorwissen voraus und wird dadurch vermutlich eher für diejenigen hilfreich sein, die bereits mit vielen der Namen und Ereignissen vertraut sind, die in diesem Prozess eine Rolle spielten. Auch die grundlegenden Fragen vermag es nicht zu lösen – doch das möchte es auch gar nicht. „Solidarität mit Zimbabwe“ möchte vor allem eines sein – ein konstruktiver Versuch einer notwendigen Debatte um die Grenzen und Möglichkeiten solidarischen Handelns und des Umgangs mit enttäuschten Hoffnungen auf der Suche nach neuer Sinnhaftigkeit.
Matt Barlow
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