Deutsche Gesellschaft für Missionswissenschaft
Ziel der Gründung der DGMW 1918 war, Geschichte und Theorie der christlichen Mission kritisch zu analysieren und ihre Praxis durch neue Impulse zu fördern. Sie sollte die fachbezogene wissenschaftliche wie allgemeine missionsbezogene literarische Arbeit koordinieren, den hohen Standard der linguistischen Forschung halten und missionswissenschaftliche Nachwuchsforschung unterstützen. Man sah sich auch im Wettstreit mit dem bereits sieben Jahre zuvor gegründeten katholischen Institut für Missionswissenschaftliche Forschung in Münster.
Zu den Gründungsvätern der DGMW gehörten vor allem Carl Mirbt, Julius Richter, Martin Schlunk und Johannes Warneck. Auf der Gründungsversammlung waren aber auch Vertreter von Missionsgesellschaften anwesend. Zu den Stiftern zählten von Beginn an u.a. der Deutsche Evangelische Missions-Ausschuss, die Deutsche Evangelische Missionshilfe und der Verband der Deutschen Evangelischen Missionskonferenzen.
Waren zur Gründungsversammlung in Berlin bereits 29 Personen erschienen, so konnten in den Jahren 1919 und 1920 weitere 84 Personen in die Gesellschaft aufgenommen werden, davon elf Holländer und Skandinavier. 1926 fanden sich unter den Mitgliedern auch Amerikaner sowie drei Briten. 1954 erschien mit D.T. Niles (Sri Lanka) erstmals ein Vertreter der überseeischen Partnerkirchen im Mitgliederverzeichnis, dem bald weitere folgten. Frauen waren in der Gesellschaft von Anfang an willkommen, auch wenn ihre Zahl zunächst noch sehr gering war.
Die Gesellschaft besteht aus Stiftern/Stifterinnen, Förderern/Förderinnen und gewählten Mitgliedern. Zu Mitgliedern können solche Persönlichkeiten gewählt werden, von denen eine Förderung der wissenschaftlichen Arbeiten der Gesellschaft zu erwarten ist. Die DGMW hat zurzeit ca. 300 Einzelmitglieder, davon 40 Frauen, und acht Institutionen. Etwa 40 Mitglieder kommen aus dem europäischen Ausland und über 60 aus anderen Teilen der Welt.
Organe der DGMW sind die jährliche Mitgliederversammlung und der Verwaltungsrat mit 12 Mitgliedern. Aus seiner Mitte wählt er den vierköpfigen Vorstand mit dem/der 1. und 2. Vorsitzenden, dem Schriftführer/der Schriftführerin und dem Schatzmeister/der Schatzmeisterin. Der Verwaltungsrat führt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus, entscheidet über die Vergabe von Zuschüssen zu wissenschaftlichen Publikationen und zeichnet für die Herausgabe der DGMW-eigenen Schriftenreihe und Zeitschrift (s.u.) verantwortlich. Zudem bezuschusst er gelegentlich Forschungsprojekte oder die Durchführung von wissenschaftlichen Konferenzen bzw. Konferenzteilnahmen. Alle Aufgaben werden ehrenamtlich ausgeführt. Die DGMW ist Mitglied in der International Association for Mission Studies (IAMS), deren Gründung aus dem Kreis der DGMW mit initiiert wurde.
Die DGMW führt jährlich eine Fachkonferenz durch. Sie setzt sich für die Verankerung des Faches Interkulturelle Theologie, Religions- und Missionswissenschaft und Ökumenik in den Theologischen Fakultäten bzw. Fachbereichen und die Einbindung bei theologischen Prüfungen ein sowie für ein ausreichendes Stundenkontingent in den Ausbildungsplänen.
Die DGMW gibt seit 1995 die Reihe „Missionswissenschaftliche Forschungen. Neue Folge“ im Erlanger Verlag für Mission und Ökumene heraus. Bisher erschienen 32 Bände. Die alte Folge, ab 1968, erschien beim Gütersloher Verlagshaus mit 26 Bänden.
Die DGMW gibt seit 1975 zusammen mit der Basler Mission die „Zeitschrift für Mission“ (ZMiss) heraus. Darin ist die 1940 von Walter Freytag begründete „Evangelische Missionszeitschrift“ mit dem seit 1816 bestehenden Basler „Evangelischen Missions-Magazin“ vereinigt. Die ZMiss wurde 2008 umbenannt in „Interkulturelle Theologie. Zeitschrift für Missionswissenschaft“. In der Umbenennung spiegeln sich auch die fortschreitenden Bemühungen darum, das Fach Interkulturelle Theologie universitär zu festigen und zu profilieren. Seit 2020 erscheint Interkulturelle Theologie zweimal jährlich in umfangreichen Themenbänden und löst damit die thematisch ungebundene viermalige Erscheinungsweise pro Jahr ab. Die Themenfokussierung strebt eine breitere Erkennbarkeit an; zudem nimmt die Zeitschrift vermehrt auch englischsprachige Beiträge auf, d.h. sie internationalisiert sich. Alle Beiträge durchlaufen ein peer-review-Verfahren. Jede Ausgabe bietet weiterhin vom Gesamtthema inhaltlich abweichende Aufsätze und einen breiten Rezensionsteil.
Darüber hinaus will die DGMW auf die Zukunftsbedeutung des Faches in den sozialen Veränderungen in Deutschland hinweisen. Da die Mitgliederzahlen der Kirchen ständig schrumpfen, sind mit der Wiedergewinnung der missionarischen und der Stärkung der religionstheologischen und ökumenischen Dimensionen elementare Lebensfragen der Kirche verbunden. Im Bereich der Asyl- und Migrationspolitik ist die DGMW gefordert, an gesellschaftspolitischen Weichenstellungen mitzuwirken. Dazu zählt sie neben der Schärfung des Zusammenhangs von Religion und Migration die Förderung interreligiöser Kompetenz und interkulturell-theologische Beurteilung von transnational vernetzten (Mega-)Kirchen, die unverkennbar in hiesiger Religionslandschaft verankert sind und z.T. auch neue ökumenische Beziehungsmuster herausfordern. Gerade auf diesen Gebieten scheinen gemeinsame Projekte auf europäischer Ebene wünschenswert.
Deutsche Gesellschaft für Missionswissenschaft
Prof. Dr. Andreas Heuser (1. Vorsitzender)
Theologische Fakultät/Universität Basel
Nadelberg 10
4051 Basel
Schweiz
Tel.: +41 61 207 17 30
andreas.heuser@unibas.ch
https://www.dgmw.org