Evangelische Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine
Die Herrnhuter Brüdergemeine ist als Europäisch-Festländische Unitätsprovinz eine von 29 Provinzen der weltweiten Brüder-Unität. Sie hat die Struktur einer Freikirche. In Deutschland ist sie der EKD angegliedert und Gastmitglied in der VEF. In ihr gelten alle Bekenntnisschriften, die auch in den anderen evangelischen Kirchen gelten.
Weltweit vernetzt
Ihre gut 20.000 Mitglieder sind in Albanien, Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz zu Hause. Verwaltungsstandorte sind Bad Boll, Herrnhut und Zeist (NL). Die meisten Mitglieder leben in den Niederlanden und haben einen Migrationshintergrund: Ihre Vorfahren kamen aus der niederländischen Kolonie Surinam, wo die Brüdergemeine Volkskirche ist. In Deutschland gibt es 16 Gemeinden. Deren Mitglieder sind etwa zu 40 Prozent Doppelmitglieder, d. h. sie gehören gleichzeitig einer evangelischen Landeskirche an.
Das Leitbild der Brüdergemeine verweist auf zwei Wurzeln: die tschechische Reformation und die Bewegung um den Grafen Zinzendorf. Grundsatzaussagen werden unter folgenden Überschriften getroffen: „Vielfalt leben. Grenzen überwinden“; „Gemeinschaft praktizieren. Einzelne wertschätzen“; „Glauben leben. Hoffnung weitergeben“; „Aus dem Erbe schöpfen. Zukunft gestalten“.
Die Brüdergemeine gilt als diejenige Kirche, die als erste damit Ernst gemacht hat, dass Mission keine Funktion von Spezialistinnen und Spezialisten, sondern eine Aufgabe von Kirche und Gemeinde ist. Schon 1732 wurden die ersten Missionare zu Plantagensklaven in der Karibik entsandt. Binnen zehn Jahren folgten Missionsversuche in einem Dutzend weiterer Länder. Aus kleinen Anfängen wurde eine Kirche mit 1.250.000 Mitgliedern in 47 Ländern.
Verzweigt bis zum Einzelnen
Um die für die Missionsarbeit erforderlichen Kräfte zu bündeln, wurde vor fast 100 Jahren die Herrnhuter Missionshilfe (HMH) gegründet. Diese versteht sich als Dienstleisterin in Sachen Mission. Die enge Verflechtung von Kirche und Mission kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass die HMH bewusst auf die Wahl eines/einer Vorsitzenden verzichtet. Den Vereinsvorsitz führt immer diejenige Person, die in der Kirche für Mission verantwortlich ist.
Die HMH (www.herrnhuter-missionshilfe.de) arbeitet im Rahmen einvernehmlich vereinbarter Partnerbeziehungen innerhalb der weltweiten Brüder-Unität. Derzeit pflegt sie v. a. Kontakte zu Menschen in Tansania und Palästina, aber auch in Albanien, Lettland, Malawi, Nikaragua, Nordindien, Südafrika und Surinam. Dabei bevormundet sie nicht, sondern arbeitet mit lokalen Kirchen und Initiativen zusammen. Sie weiß sich eingebunden in ein Netzwerk verschiedener Missions- und Hilfsorganisationen.
Verwurzelt im Glauben
Die HMH sorgt mit einem kleinen Mitarbeitenden-Team und einem großen Freundeskreis dafür, dass die Frohe Botschaft in Wort und Tat ausgebreitet wird. Dabei geht es ihr v. a. um Einzelne und deren Eingliederung in die Gemeinschaft sowie um Hilfe zur Selbsthilfe. Vorrang hat immer die Hilfe für die Ärmsten der Armen. Sie leistet projektbezogene Entwicklungsarbeit und widmet sich dem Gemeindeaufbau, der Förderung des Theologiestudiums, der Vermittlung von Freiwilligeneinsätzen und der Durchführung von Begegnungsreisen. Mit ihrem fairen Handel, dem „Moravian Merchandise“, fördert sie wirtschaftliche Initiativen in vielen Ländern sowie das Eine-Welt-Bewusstsein in Europa. Die HMH macht in einem Leitbild deutlich, dass ihr Tun in Gottes Wort und in der Liebe Christi gründet. Sie freut sich über den Reichtum und die Buntheit des Glaubens, wie er ihr vielerorts begegnet.
Mission heute
Mission ist keine Einbahnstraße. Die zahlenmäßig kleiner werdende Christenheit im alten Europa braucht Impulse aus den wachsenden Kirchen des Südens. Im Zeitalter der Globalisierung müssen alle gemeinsam den Sendungsauftrag Christi erfüllen. Die Verkündigung des Evangeliums besitzt dabei denselben Stellenwert wie der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Die Herrnhuter Missionshilfe fasst ihr Tun wie folgt zusammen: miteinander glauben – voneinander lernen – füreinander einstehen.
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